Die Geschichte des Wiesbadener Automobilclubs beginnt am 24. März 1904. An jenem Tag wurde erstmals ein Vorstand gewählt, der am 16. Mai 1904 in das Vereinsregister eingetragen wurde. Es waren die Herren Otto HenkelI, Hermann Schmidt und Paul Zink. Im darauf folgenden Jahr wählte die Hauptversammlung des WAC die Herren Nikolaus Henzel, Friedrich Heuss und Paul Zink in den Vorstand, 1907 die Herren Alex Petitjean, Heinrich Braß und Franz Josef Reusch. Die beiden ersten Herren leiteten die Geschicke des Clubs bis ins Jahr 1929.
Neben den gesellschaftlichen Veranstaltungen war bereits von Anfang an der Automobilsport, dessen Entwicklung in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts in Deutschland begann, eine tragende Säule des Clublebens im WAC. Das sportliche Geschehen sollte bis auf den heutigen Tag im Mittelpunkt der Clubgeschichte stehen. Die enge Verbindung zum Hause Opel Dr. Fritz Opel war Gründungsmitglied des WAC – mag mitbestimmend dafür gewesen sein, dass der WAC sich von Anfang an auf sportlichem Gebiet betätigte.
Die sportlichen Aktivitäten des WAC begannen bereits im Gründungsjahr, also 1904, als der Club für eine Kontrollstelle beim berühmten Gordon-Bennet Rennen im Taunus verantwortlich war, eine Aufgabe, mit der man ihn auch 1907 beim Kaiserpreis-Rennen betraute. Es war die Zeit, da man im Taunus die ersten Rennen fuhr und als Vorläufer der heutigen Rallyes die international ausgeschriebenen Sternfahrten ausgetragen wurden, als die Motoren auf der Rennstrecke “Rund um den Neroberg” dröhnten oder der Bergpreis auf dem Wege zur “Hohen Wurzel” entschieden wurde.
Es war die Zeit des “Gordon-Bennet Rennens” (1904 im Taunus), der “Herkomer Fahrten” (1905-1907 in Süd- und Mitteldeutschland als Langstreckenfahrten für Tourenwagen), des “Kaiserpreis Rennens” (1907 im Taunus, von Kaiser Wilhelm II. ( durch die Stiftung eines Ehrenpreises bedacht) und der “Prinz-Heinrich-Fahrten” (1908-1910).
Der Hochadel, der in jenen Tagen sehr schnell Gefallen an automobilsportlicher Betätigung gefunden hatte, war dabei durch Herzog Ludwig von Bayern, Alexander Graf Kolowrat-Krakowsky (er war einer der bekanntesten und erfolgreichsten Österreichischen Herrenfahrer, Graf Leo Lüttichau und durch Erbgraf Clemens von Schönborn-Wiesentheid vertreten.
Im Jahre 1908, und zwar am 12. September, führte der Wiesbadener Automobilclub seine erste eigene, wirklich sportliche Veranstaltung – eine der früher so beliebten Ballonverfolgungen durch, an der über 20 Wagen teilnahmen……
Vor allem bei der Ausrichtung der letztgenannten Prinz-Heinrich-Fahrten trat der WAC hervor. Bereits am 17. Juni 1908 organisierte der Club für die erste dieser Automobil-Prüfungen ein Bergrennen zwischen Bacharach und Rheinböllen. Bei diesen automobilsportlichen Veranstaltungen, die ihren Namen von dem Bruder Kaiser Wilhelm’s II. hatten (er ist übrigens der Erfinder des Scheibenwischers), durften nur Viersitzer an den Start, mit vier Personen besetzt, und keiner der Tourenwagen durfte unter 800 kg wiegen.
144 dieser ratternden Vehikel meldeten sich 1908, 129 standen am Start dieser Fahrt über sieben Etappen mit einer Gesamtstrecke von 2200 km. Fritz Erle auf Benz war Sieger des ersten Rennens, das in Wiesbaden endete. Ein Jahr später gewann Wilhelm Opel auf Opel die Prüfung, und 1910 war es Ferdinand Porsche, der seinen von ihm konstruierten Austro-Daimler mit einer Spitze von 140 km/h (!) als Sieger ins Ziel brachte. Weitere Namen in der Starterliste dieser Jahre waren: Ettore Bugatti, Emilie C. Mathis (Schlettstadt), Carl, Fritz, Heinrich, Dr. Ludwig und Wilhelm Opel (alle Rüsselsheim), Carl und Richard Benz (Ladenburg), Bernhard und Emil Stoewer (Stettin), Nikolaus Dürkopp (Bielefeld), August Horch (Zwickau), die Berliner Dr. James von Bleichröder und Rudolf Ullstein, Ernst Sachs (Schweinfurt), die Frankfurter Alfred Teves, August Euler Mainzer Bernhard Sauerwein……
Das 1. Wiesbadener Automobil-Turnier, das sich damals noch „Wiesbadener Automobil-Wettbewerbe“ nannte, wurde am 21. und 22. Mai 1921 abgehalten. Es bestand aus einer Sternfahrt nach Wiesbaden und einem Rennen über 9 km auf der Opelbahn in Rüsselsheim. Am Start waren Fahrzeuge, die noch aus den letzten Kriegsjahren oder der ersten Nachkriegsfertigung stammten.
Jedoch, sie erfüllten die in sie gesetzten Erwartungen, ein neuer Anfang war getan.
Das 2. Wiesbadener Automobil-Turnier (1. und 2. Juli 1922) brachte schon 138 Nennungen; die entscheidende Prüfung auf der Opelbahn dauerte mit den Vorläufen 9,5 Stunden. Immerhin ging es um Ehrenpreise im Wert von 100.000 Reichsmark!
1923 war im Rahmen des Turniers als neue Konkurrenz die Bergprüfung zur Hohen Wurzel vorgesehen. Aufgrund politischer Unruhen musste der Termin auf den Oktober verschoben werden. Das 4. Wiesbadener Automobil-Turnier (10. bis 16. August 1924) brachte mit der „Deutschen Dauerprüfungsfahrt 1924 für Personenkraftwagen“ anstelle der bisherigen Sternfahrt einen neuen Wettbewerb in die Ausschreibung.
Im folgenden Jahr wurde beim Automobil-Turnier erstmals ein Rennen „Rund um den Neroberg“ auf einer 12,5 km langen Rennstrecke, die 85 Kurven und erhebliche Höhenunterschiede aufwies, ausgefahren. Hierbei erfolgte die Zeitnahme zum ersten Mal vollelektronisch.
1928 wurde das Wiesbadener Automobil-Turnier, das als „Turnier der Herrenfahrer“ in die Geschichte des Automobilsports einging, erstmals international ausgeschrieben. Dies war eine große Anerkennung der bis dahin geleisteten Arbeit, denn nur ganz wenige Veranstaltungen wurden von der Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus, der Vorgängerin der F.I.A., in den internationalen Sportkalender aufgenommen.
Auch das Turnier des Jahres 1931 brachte mit über 300 Teilnehmern ein be achtliches Nennungsergebnis. Die damalige Automobil-Prominenz war durch Hans Stuck auf Mercedes SSK, Graf Lurani (später Präsident der F.I.M.), Burgaller, von Morgen, Siemens, Dr. Riesse, Wilhelm Merck, Prinz zu Leiningen, Rudolf Steinweg und den ehemaligen Raketenfahrer K. C. Volkhardt vertreten. Bestandteile des Turniers waren die „Deutsche Sternfahrt“, bei der es galt, innerhalb von 96 Stunden – auf beliebiger Strecke – 660 km je 24 Stunden (also bis zu 2640 km) zurückzulegen und dabei möglichst viele Landeshauptstädte anzufahren: die sog. 48-Stunden-Kreuz-und-Querfahrt.